Wir waren in unserer dritten Winterpause in Monastir, als mich Steve von der „Jack the Lad“ ansprach um mir mit dem Fernglas zu zeigen, dass an unserem Vorstag irgendetwas nicht so sei wie er es erwarte.
Tatsächlich, und nur, wenn man mit dem Fernglas den oberen Beschlag in Augenschein nahm, dann konnte man erkennen, dass der Winkel zwischen dem Vorstag und dem Beschlag „nicht in einer Flucht verlief“. An dieser Stelle nochmals unser Dank an Steve, der den Schaden als Erster bemerkte.
Ein paar Tage darauf enterte Guido von der „Barefoot“ unseren Mast hinauf und machte ein paar Bilder.
Was wir zu sehen bekamen hatte uns sehr überrascht, die Bilder sprechen für sich.

Nach mehreren kontroversen Theorien, wie dermaßen große Kräfte an dortiger Stelle die Verbiegungen verursacht haben könnte, blieb diese am wahrscheinlichsten:
In der Werft in Crotone hatten wir am 3.6.22 den Mast wegen einer Reparatur an der Dreifarbenlaterne legen müssen. Bei dieser Aktion und vermutlich beim Stellen des Mastes ist es wohl passiert. Dort vor Ort hatten wir davon nichts bemerkt.
Dass das so nicht bleiben konnte war sofort klar, also haben wir uns um einen Rigger in Malta bemüht, denn alle Nachfragen ergaben, dass Arbeiten am Rigg „besser nicht in Tunesien“ zu beauftragen seien.
Malta lag auf unserer geplanten Route und dank Romina und Heribert von der Starlight III hatten wir bald die Kontaktdaten zu Matt von Prolink, den wir gerne weiter empfehlen.
Am 13.04.23 lagen wir schließlich in Malta in der MMH Werft, die wir bereits aus zwei vorherigen Besuchen kannten.
Schon bei unserem ersten Kontakt mit Matt fragte er nach dem Alter unseres Rigg und empfahl das Vorstag samt der „in die Jahre gekommenen „Facnor“ Rollreffanlage “ auszutauschen.
Nachdem das mittlerweile abgeschlagene (= abgebaute) Vorstag bei Matt in der Werkstatt lag, konnten wir uns ein genaueres Bild davon machen. Die Lager der Facnor waren erwartungsgemäß ausgeschlagen und das Wechseln der Lager ist bautechnisch nicht möglich.
Es brauchte keine lange Überlegung um das Angebot einer gänzlich neuen Anlage (Vorstag mit Rollreffanlage) von Selden zuzustimmen.
Dass der Austausch des Vorstag NOTWENDIG[!] war zeigte sich, als wir das Verbindungsteil hin zum Beam genauer untersuchen konnten.
Die Bilder zeigen deutliche Ermüdungsspuren an beiden Seiten der „Aug-Bohrung“.
Makroskopisch gut zu erkennen kleine Risse, die wie „faltige Haut“ daherkommen und gar ein etwas größerer Riss, der sich bereits einige mikrometer aufgedehnt hat.
Die Risse erreichen zwar (noch) „keine Tiefe“ im Material sind aber deutlich beängstigend.
Dieses Bauteil hat ein Innengewinde, in den das am Ende des Vorstags aufgepresste Gewinde verschraubt wird. Durch das Loch wird mittels eines Bolzen die Verbindung zum Beam hergestellt.

Hier nochmal ein paar Bilder des ausgetauschten Vorstag mit der Facnor Rollreff-anlage.

Und hier das neue Vorstag mit der Selden Rollreff-anlage.

Die neue Anlage wird installiert, und bei dieser Gelegenheit ein neues Großfall und Genuafall eingezogen. Das alte Großfall dient in Teilen  weiter als Dirk und Ersatzfall.

Am 19.4.23 konnten wir die Werft wieder verlassen. 
Es bleibt ein großes Erstaunen über Materialermüdung und die Kräfte, die an einem Rigg entstehen.