Besuch des grössten Bauwerks aus römischer Zeit in Afrika – Amphitheater El Jem am 1. März `23

Die Stadt El Jem liegt ca. 70 Kilometer süd-westlich der Küstenstadt Monastir.
Gemeinsam mit unseren Freunden Craig, Zena und Dennis, sind wir mit einem Mietwagen morgens aufgebrochen, das drittgrösste Amphitheater der Welt (nach Rom und Capua) zu besuchen.
Neben diesem gut erhaltenen Monument bietet die Stadt El Jem ein Museum, das viele Mosaiken zeigt, die aus römischen Villen extrahiert und an die Wände oder in den Boden angebracht wurden, sowie eine gut erhaltene Römersiedlung auf dem Museumsgelände. Es beherbergt zudem die Rekonstruktion des römischen Hauses „Villa Africa“, die großzügigen Räume mit künstlerischen Boden-und Wandmosaiken ausgestattet.

Wir sind also zuerst in das modern und hell wirkende Museum gegangen, und haben staunend die Kunstfertigkeit der Mosaikarbeiten aus dem 3. Jahrhundert nach Christus betrachtet.

Die Künstler gestalteten komplexe geometrische und pflanzliche Muster, mythologische Szenen mit Tieren und menschlichen Portraits.

Sogar Arenakämpfe zwischen wilden Tieren und Beutetieren, oder geopferten Menschen wurden mit feinsten Mosaiksteinchen festgehalten.

In der „Villa Africa“ zeigte der Boden des Speisezimmers Mosaike vieler Meerestiere, Obstdarstellungen – es wirkte fast wie die Darstellung der opulenten Speisen, die in diesen Räumen genossen worden sind.

In relativer Nähe zum Museum befinden sich auch die Überreste eines deutlich kleineren, von der Römern genutzten Amphitheaters. Unscheinbar und zerfallen liegt es nahe der Bahnstrecke.

Entsprechend eingestimmt und begeistert wanderten wir dann zum weithin sichtbaren Wahrzeichen der Stadt.

Zum historischen Hintergrund des Amphitheaters habe ich verschiedene Hinweise gefunden.

Die durch Olivenölproduktion reichen Einwohner von El Jem haben 230 oder 238 nach Christus das für 35000 Menschen ausgelegte Amphitheater gebaut ,nutzten es aber vermutlich nicht lange für Arenakämpfe, sondern eher um sich darin gegen die römischen Tributeintreiber zu verschanzen und ihre finanzielle Unabhängigkeit gegenüber Rom zu verteidigen.

Vermutlich wurde eine Seitenwand entweder relativ kurzfristig nach Bau von römischen Truppen zerstört, das Amphitheater wurde bis in das 17. Jahrhundert als Steinbruch für wichtige Bauten genutzt. 1979 wurde es in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.

Erstaunlich gut erhalten ist es 3 geschossig erbaut, mit 68 Arkaden versehen und 36 Meter hoch.

Was uns als Besuchern gut gefiel, war, dass kaum andere Besucher vor Ort waren und es uns erlaubt war, frei überall herumzulaufen, die unterirdischen Löwengänge zu besichtigen und auf den hohen Steinstufen der Tribüne zu sitzen. Die Möglichkeit das Theater aus vielen verschiedenen Perspektiven zu sehen und einen weiten Überblick über die Stadt zu haben, nährt jedes mal das Erstaunen über die Verschmelzung von Uraltem zum aktuellen Leben in Tunesien.

Da die Akustik überragend ist, finden auch weiterhin Jazzfestivals in dieser einmaligen Athmosphäre statt.

Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass sowohl Szenen des Monty Python Films „Das Leben des Brian“ als auch Szenen aus „Gladiator“ hier gedreht worden sind.

Unser gut gelauntes Fazit beim Mittagessen in einem kleinen Lokal war: es hat sich absolut gelohnt El Jem auf eigene Faust zu besuchen

Und wenn Du den Eindruck hast, dass das Leben Theater ist, dann such Dir eine Rolle aus, die Dir so richtig Spass macht.

William Shakespeare