Am 18.03.23 sind wir, gemeinsam mit Zena und Craig ( Segler aus Australien, ebenfalls im Winter im Hafen Monastir) mit dem Kleinbus nach Tunis abgereist. Nach einer Nacht in Tunis flogen wir am frühen Samstagmorgen nach Kairo.

Über unsere Reisegesellschaft „Memphis Tours“ wurden wir vom Flug abgeholt und ins Hotel „Le Riad“ gebracht. Wir hatten bewusst ein altes Hotel in der Altstadt Kairos gewählt.

Eine wunderschöne Location, jede Themensuite hatte 3 Zimmer und ein geräumiges Bad, strahlende Wandfarben und typisch ägyptische Möblierung und im obersten Stock bot das Hotelrestaurant auf der ausladenden Terrasse den Blick über Kairo.

Einmal kurz nicht aufgepasst und ZACK biste glücklich

Einziger Wermutstropfen war die nächtliche Lautstärke durch den Souk und das frühe Aufstehen , um den Flug nach Luxor zu erreichen.

Am Flughafen bezahlten wir unser Visum und wurden per Kleinbus zum Kreuzfahrtschiff  „Salacia“ gebracht, die Kabinen wirkten auf den Fotos deutlich luxuriöser als in der Realität, aber im Verlauf unseres Aufenthaltes entschädigten uns der hervorragende Service, die Küche und das abwechslungsreiche Büfett , sowie die Terrasse mit vielen bequemen Liegestühlen für anfängliche Unzufriedenheiten.

 

Am Nachmittag stand der Besuch des Karnak -Tempels am Ostufer des Nils auf dem Programm.

1350 vor Christus erbaut, gilt sie als die längste Tempelanlage mit einer Sphinx -Allee und ist dem Gott Amun Re gewidmet.

 

Im Abendlicht besuchten wir den Luxor Tempel, direkt in der Stadt Luxor gelegen, gemeinsam mit vielen anderen Touristen, die die Stimmung zwischen den riesigen Säulen und Statuen erleben wollten.

Wir sollten uns an das zackige Tempo des Ein- und Aussteigens in den Tourbus gewöhnen, an die schnellen Schritte unseres Tourguides Prince und an das dichte Zusammenbleiben unserer 16 köpfigen englisch- sprachigen Reisegruppe, teils um keine Information zu verpassen, teils um sich an den historischen Orten nicht zu verlieren. Eine Umstellung für uns „Individualreisende“.

Am 21. März, das Schiff verblieb weiterhin in Luxor, brachte uns der Bus zum westlichen Nilufer, zum „Tal der Könige„,einem Friedhof für 62 Pharaonen, die zumeist in unterirdischen Grabkammern bestattet wurden. Wie ein Bau- Modell uns zeigte, war man aus Diebstahlschutz von oberirdische Grabanlagen bald zu besser getarnten unterirdischen Grabkammern übergegangen.

Der Eingang zur unterirdischen Grabkammer von Ramses dem 2. wird mir dauerhaft in Erinnerung bleiben, die fein eingelassenen Hieroglyphen, die Höhe des Eingangschachtes, die kunstvollen Figuren und Göttergeschichten an den Wänden waren teils immer noch farbig und prachtvoll.

Und in diesem Gebiet ist die Gräberdichte so hoch, dass weiterhin archeologische Entdeckungen gemacht werden.

 

Es folgte der Hatshepsut – Tempel, einzige weibliche  Königin dieser Zeit, die sich mit Königsbart abbilden lies und einen einzigartigen Tempel bauen lies ,der 3 verschieden hohe Terrassen besitzt. Eine breite Treppe führt in diesen gut erhaltenen Tempel.

Die „Kolosse von Memnon“ waren bereits vom Bus aus zu sehen, zwei riesige, sitzende Statuen, vor einer im Jahr 27 vor Christus durch ein Erdbeben komplett zerstörten Tempelanlage.

 

Nach Rückkehr zur „Salacia“ legten wir endlich zum ersten Mal ab, gemeinsam mit etlichen anderen Kreuzfahrtschiffen ging es über die Esna – Schleuse nach Edfu mit Halt über Nacht. Von der Schiffsterrasse aus betrachtet zeigten sich Szenen am Fluss, als sei die Zeit stehen geblieben: Wasserbüffel , einfache Boote mit Fischern im seichten Wasser, Frauen an steinernen Treppen, die Wäsche ausspülten und  Eselkarren , die Zuckerrohr transportierten.

Am 22. März wurden wir am frühen Morgen mit einspännigen Pferdekutschen zum Edfu- Tempel gebracht. Da es in der Nacht geregnet hatte, hing der Morgendunst in der Luft, die Gesichter der Kutscher schienen hager , ernst, gegerbt und die Stadt machte einen grauen, ärmlichen Eindruck. Als hebe sich ein Vorhang zum Blick hinter die Kulissen, wurde mir auf einmal klar, wieviel Konkurrenz der vielen Fahrer um die Touristen statt findet.

Auf dem Vorplatz zum Tempel drängten sich in „geordnetem“ Chaos Pferdegespanne, Busse, Motorräder, Fussgänger.

Unser Guide Prince wies uns an, dem aggressiven Drängen der Souvenierhändler möglichst keinen Blick zu schenken,denn auch dieser werde in der Regel als Zustimmung zur billigen „Chinaware“ gedeutet und verhindere ein Weiterkommen der ganzen Gruppe. Es funktionierte, hinterlies allerdings auch ein schales Gefühl.

Der Edfu -Tempel, auch Tempel des Horus genannt ( Horus wurde als Gott des Schutzes und des Sieges verehrt) wird als der besterhaltene Tempel Ägyptens erachtet.

Des Weiteren besichtigten wir den Tempel Kom Ombo, dessen symetrische Baustruktur die gleichwertige Aufteilung der Tempelräume zwischen Gott Sobek und Gott Horus aufweist. Hinweis darauf, dass dies ein friedensstiftender Bau gewesen ist.

In Wandreliefs und Hieroglyphen wird der Tempel als Hüter der Heilkunst deutlich; chirurgisches Besteck, Geburtsstuhl und heilbringende Kräuter und deren Anwendung sind bebildert und beschrieben. 3 Löwinnen zeigen die 3 Jahreszeiten am Nil an, die Flut, die Saat, die Ernte.Spannend war auch das Nilometer, eine Wasserstandsanzeige für den Nil, ab einer bestimmten Wasserhöhe wurden die Steuern angehoben, da eine reichere Ernte zu erwarten war. Und selbst einbalsamierten Nilkrokodilen ist ein Museum gewidmet, das die Verehrung dieser Reptilien verdeutlicht.

Zurück an Bord der Salacia legten wir ab, um nach Aswan zu fahren und vor seiner leuchtenden Kulisse die Nacht zu verbringen.

23.März: In Aswan besuchten wir frühmorgens mit einem offenen Motorboot ein nubisches Dorf hinter der Insel Elephantine.

Die poppig bunt angemalten Fassaden von Restaurants und Gästehäusern strahlten uns im Morgenllicht entgegen, wir wurden nach Anlanden auf Tuk-Tuks (Lastenmotorrad auf 3 Rädern) verfrachtet, die uns laut knatternd den Sandweg hinauf in das einfache Dorf brachten. Der ehemalige Bürgermeister des Dorfes hat aus seinem Haus ein Museum für nubische Lebensweise und Kultur gemacht.Im Innenhof des Gebäudes wurden wir mit typisch nubischem Frühstück bewirtet und durften uns die Küche und Schlafraum ansehen. Das Frühstück bestand aus Blätterteigfladen , die in Zuckerrohrsirup mit Sesammus getaucht werden, salzigem Käse, Datteln und Hibiskusblütensaft.

Nach dem Heimweg mit Tuk-Tuk, Motorboot und kurzem Aufenthalt auf unserem Schiff, stand noch eine Fahrt zu einem Gewürzgeschäft aus, das optisch und olphaktorisch berauschend war und uns erlaubte ägyptischen Geschmack mit zur haipule Bordküche mitzunehmen.

Am Nachmittag sollten wir den Stausee von Aswan besuchen, auf dem Weg dort hin zeigte uns der „Unvollendete Obelisk “ in einem Steinbruch, wie es weit vor Christi Geburt gelungen war, mittels in Stein versengten Bohrlöchern und erhitzten,mit Wasser abgeschreckten Hölzpflöcken meterlange Steinnadeln herauszubrechen. Die Bruchstellen in diesem Obelisken haben für die Nachwelt diese Technik sichtbar erhalten.War die Stehle im Liegen soweit behauen, wurde sie über geölte Steinflächen hinweg zum Wasser gezogen und verschifft.

Der Aswan -Staudamm ist eine riesige Wasserfläche, viele Nubier mussten dafür ihre Dörfer verlassen und wurden aus ihrer engen Lebensgemeinschaft vertrieben. Auch die Krokodile Ägyptens finden sich nur noch im südlichen Nilabschnitt.

Die letzte Attraktivität dieses Tages war der Besuch des Tempels von Philae. Er ist den Göttinnen Isis und Hathor gewidmet, Isis wird als Göttin der Liebe und Mutterschaft verehrt, Hathor als Göttin der Liebe , des Glücks und der Musik.

Am späten Abend genossen wir noch eine lustige nubische Tanzshow an Bord, mit Mittanzgelegenheit. Für mich eine erneute Bestätigung wie Humor und Tanz keine Sprache benötigt.

Am 24. März sollten wir um 8.00 Uhr ausgecheckt haben, konnten aber unser Gepäck auf der Salacia belassen und bis zum frühen Nachmitag selbst Aswan erkunden. Aufgrund des Ramadans war der Markt ziemlich verwaist,  wir wanderten zum Hotel „Old Cataract“, ein hochpreisiges Hotel, in der Agatha Christie ihren Roman „Der Tod auf dem Nil“ geschrieben hat. Es wurde 2011 nach Renovierung wieder eröffnet und hat uns sehr beeindruckt.

Nachmittags ging unser Flug zurücknach Kairo und wir freuten uns auf  unser Hotel Le Riad.

25.März: Mit diesmal weiblicher Touristenführerin Maha reisten wir zu den Pyramiden von Gizeh, Chephren und Mykerinos.

Um sie weitab der Menschenmengen zu umrunden buchten wir einen Kamelritt, dieses Tempo half die Dimensionen zu verdauen, die kaum in die Vorstellungskraft zu passen schienen. Unsere gemütlichen Lastentiere trugen  uns auch an den Arbeiterkatakomben vorbei, denen man für ihre Kraft- und Lebensanstrengungen Gräber in der Nähe der Pharonen gegeben hat. Die Pyramiden seien keineswegs von Sklaven erbaut worden stellte Maha klar, im Gegenteil von gut ausgebildeten Ägyptern, mit hohen handwerklichen Fähigkeiten.

Danach ging ein weiterer Traum in Erfüllung – der Besuch der grössten Sphinx der Welt, einer 4000 Jahre alten Statue mit Löwenkörper und menschlichem Kopf. Ursprünglich farbig ist sie heute 73,5 Meter lang und ca. 20 Meter hoch.

In Saqqara konnten wir das älteste Bauwerk der Welt bestaunen, die Stufenpyramide von Zoser.

Auf dem Rückweg nach Kairo wies Maha auf eine Teppich – Knüpfschule hin, die alte Handwerktradition im Seiden- und Baumwollteppich knüpfen lehrt, sowie die Bildwebkunst. So kamen wir noch in den Genuss einer Führung durch die Weberei, sowie in den mit farbenfrohen Teppichen ausgestatteten Verkaufsraum. Man verzichte bewusst auf eine Internetplattform um die Duplizierung der Unikate zu verhindern.

26.03.: Rechtzeitig zur Öffnung des Ägyptischen Museums von Kairo schleuste uns Maha am letzten Besichtigungstag unserer Reise durch die sich füllenden Museumshallen. Die 5000 Jahre alten Kunstschätze sind mit 250000 Artefakten schier nicht zu überblicken und so war es hilfreich direkt zum Ausstellungsraum des Tutanchamun – Grab -Schatzes gelotst zu werden.

Die 11 kilogrmm schwere Gold-Maske ist mit Lapislazuli und anderen Edelsteinen verziert, der innere Sarkophag ebenso reines Gold, 120 Kilogramm schwer. Schmuck und andere Grabbeigaben sind genauso abgesichert hinter Glas, Fotos durften keine gemacht werden. Wenn man bedenke, dass dieser junge Pharao mit18 Jahren an Malaria verstorben ist, keinen wirklichen Ruhm besass, vermutete Maha, dass bedeutendere Pharaonen entsprechend kostbarere Grabausstattungen hatten. Allerdings ist alles gestohlen und auf geheimnisvollen Wegen verschwunden, sie behauptete, dass nur die Arbeiter entsprechende Eingänge kannten und Sicherungsvorkehrungen umgehen konnten.

Unsere letzte Besichtiugung war die koptisch – orthodoxe Kirche der Heiligen Jungfrau Maria. Sie reicht ins 3. Jahrhundert nach Christus zurück und wurde am südlichen Tor einer römischen Festung errichtet. Das Holzdach ist in Form der Arche Noah gestaltet. Wichtig scheint mir auch zu sein, dass in Kairo Muslime und Christen friedlich zusammenleben. Maha schilderte,dass man die schönen Feste durchaus zusammen feiere, das Beste aus den Religionen teile.

Danach schloss dieser Tag mit dem Besuch eines Ölessenzgeschäftes ab, wir erhielten Auskunft über die Heilwirkung verschiedener Öle und hatten Gelegenheit zu schnuppern und natürlich zu kaufen …

An unserem letzten Abend in Kairo sind wir gegen 18.00 Uhr durch die sich belebenden Gassen von Kairo geschlendert, die Menschen saßen am Strassenrand, aßen ihre Mahlzeit zum Fastenbrechen und luden uns freundlich ein, mit zu essen. Es herrschte eine heitere, offene Stimmung, die uns gut gefiel. Auf der Hotelterrasse genossen wir draussen eine Wasserpfeife und fassten unsere Eindrücke in Worte.

27. März: Ein letztes Mal um 04.00 Uhr aufstehen um unseren Flug nach Tunis nicht zu verpassen. Der kostgünstige Sammelbus brachte uns wieder zurück zu unseren Booten in Monastir.

Es gibt nur zwei Arten zu leben.

Entweder so als wäre nichts ein Wunder

oder so als wäre alles ein Wunder

Albert Einstein